Der Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin e.V., kurz bbk berlin, unterstützt uns in unserem Bemühen um die leerstehende Schule in der Wilheminenhofstraße 90a in Oberschöneweide in einem offenen Brief. Er attestiert uns, wir würden "ausdauernd, konstruktiv und mit großem Sachverstand" unsere räumliche Situation zu lösen versuchen.
Weiter schreibt der bbk: "Wir trauen den Künstler*innen die Entwicklung eines Atelierhauses […] in der Wilhelminenhofstraße 90a zu und sehen in dieser Art der Entwicklung ein zukunftsweisendes Beispiel, wie auch Künstler*innenkollektive unterstützt werden können und wie gleichzeitig das Land Berlin seine Raumreserven schneller, gemeinwohlorientiert und nachhaltig aktivieren und sichern kann."
Der bbk berlin als Berufsverband und Interessenvertretung der Berliner Künstler kennt die Ateliernot in der Stadt nur zu gut. Mit seiner Hilfe hat der Senat das Berliner Atelierprogramm entwickelt, auf das uns die Sentatskulturverwaltung um Senator Klaus Lederer immer wieder verwiesen hat, welches aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellt.
So standen im Jahr 2018 laut Weißbuch Atelierförderung des Kulturwerkes des bbk 8670 Künstlern auf Ateliersuche 35 neu entstandene, durch das Atelierprogramm des Senats geförderte Arbeitsräume gegenüber.*
Auch der Mitverfasser der Studie und Atelierbeauftragte des bbk Martin Schwegmann bemüht sich schon seit Langem mit uns um eine Lösung für unser Atelierhaus.
Hier der komplette Wortlaut des Schreibens des bbk berlin:
"Wir unterstützen das Ansinnen der Künstler*innen der Treptow Ateliers die Wilhelminenhofstraße 90a als Atelierhaus langfristig zu sichern, auszubauen und zu nutzen.
Aus unserer Sicht bietet sich hier die Chance,
1. Raum für künstlerische Infrastruktur kurzfristig zu erschließen,
2. einem gewachsenen und namenhaften Künstlerkollektiv, welches vor der unmittelbaren Verdrängung steht, eine langfristige Perspektive zu geben und
3. dies in einer landeseigener Liegenschaft zu tun, was die Entwicklung derselben einerseits drastisch beschleunigen dürfte und andererseits auch für das Land eine wirklich langfristige Perspektive für die Bereit- und Sicherstellung für dringend benötigte Räume für künstlerische Infrastruktur bietet.
Unumstritten ist die Stadt Berlin von einem eklatanter Ateliernotstand betroffen. Dieser wird sich nach aller Voraussicht nicht kurz- noch langfristig abschwächen. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass das Atelier der Nukleus des künstlerischen Schaffens ist, welches bei Verlust in aller Regel die unmittelbare Bedrohung der künstlerischen und damit auch der wirtschaftlichen Existenz bedeutet, was zu erheblichen sozialen Härten führt.
Die Künstler*innen der Treptow Ateliers haben zum einen bewiesen, dass Sie ausdauernd, konstruktiv und mit großem Sachverstand Ihre räumliche Situation versuchen zu lösen. Angesichts der erfolglosen Suche nach wirklichen, langfristigen und bezahlbaren Alternativstandorten zeigt sich, dass die Versorgung auf dem freien Markt zu leistbaren Konditionen auch nur annähernd bei Erhalt der Lage alleine nicht erfolgen kann.
Zum anderen haben die Künstler*innen bewiesen, dass sie in der Lage sind, ein verlässlicher und seriöser Ansprechpartner in der Verhandlung mit Eigentümer, Atelierbeauftragtem, dem Bezirk, dem Land und auch mit Banken und Entwicklern zu sein.
Wir trauen den Künstler*innen die Entwicklung eines Atelierhauses aufgrund eines langfristigen Pacht oder Erbpachtvertrages in der Wilhelminenhofstraße 90a zu und sehen in dieser Art der Entwicklung ein zukunftsweisendes Beispiel, wie auch Künstler*innenkollektive unterstützt werden können und wie gleichzeitig das Land Berlin seine Raumreserven schneller, gemeinwohlorientiert und nachhaltig aktivieren und sichern kann. Das ist angesichts der Dringlichkeit, dem Ateliernotstand möglichst schnell zu begegnen, besonders wichtig.
Natürlich muss die dauerhafte Nutzungsbestimmung der Ateliers und ihre transparente und chancengleiche Vergabe durch öffentliche Ausschreibung freiwerdender Räume über das Atelierbüro gewährleistet sein. Dazu ist der Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen Verein und Kulturwerk des bbk berlin beabsichtigt, der bei der Vergabe der Ateliers ein konsensual abstimmendes Gremium installieren wird, welches aus Vertreter*innen des Atelierbeirats und der Hausgemeinschaft bestehen wird. Dieses Gremium soll sicherstellen, dass die Ateliers langfristig an nachweislich professionelle Bildende Künstler*innen vergeben werden. Dieses Prozedere ist bereits an anderen Standorten erprobt und bewährt.
Zoe Claire Miller und Heidi Sill
(Sprecherinnen)"
*) Quelle: Weißbuch Atelierförderung, Dr. Martin Schwegmann, Berhard Kotowski, Juni 2019, KULTURWERK des bbk berlin GmbH
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